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  • AutorenbildRomy von kokodu

Die selbstbestimmte Mutter

Unabhängigkeit ist wichtig für mich. So wichtig, dass ich meinem Mann drei Wochen vor unserer Hochzeit im Fall einer Scheidung meinen eigenen, alternativen Lebensplan aufs Auge drücken musste. Ja, ich weiß. Doofes Timing. Und auch äußerst unromantisch. Aber an sich sind diese Gedanken doch völlig legitim. Wer weiß denn schon, was alles so passiert? Also habe ich unter anderem darüber referiert, wie viele Wochenstunden ich mindestens schieben muss, um mir und den Kindern eine Dreizimmerwohnung im Speckgürtel von Köln leisten zu können.


Brautpaar im Foyer des Standesamts in Köln.
10 Jahre zusammen, vier davon verheiratet. Läuft bis jetzt top. Foto: Alexander Bauer

Mein Mann war damals ein bisschen beleidigt. Er findet auch heute noch, dass das eigentlich kein Thema ist, über das ich mir Gedanken machen muss. Das finde ich natürlich ganz süß, denn er scheint auch jetzt, mit drei Kindern, wenig Zweisamkeit und einem Haufen zeitfressender Baustellen vollstes Vertrauen in uns als Familie zu haben. Dieses Vertrauen habe ich aufrichtigerweise auch.


Es ist gut, dass es gut läuft. Denn wirklich unabhängig im eigentlichen Sinne bin ich natürlich längst nicht mehr. Finanziell hat mein Mann den Hut auf. Und die restlichen drei Käppchen gehen an meine sehr selbstbestimmten Kinder. Ich kann gut damit leben, denn Kopfbedeckungen haben mir noch nie gut gestanden. Die klassische Rollenaufteilung funktioniert auch bei uns - inklusive meiner 30 Wochenstunden in der Agentur, auf die ich nicht verzichten will.


Familienfoto im Wohnzimmer mit zwei Erwachsenen und drei Kindern.
Bei uns hat jeder seinen eigenen Kopf. Wir brauchen einander, geben uns aber auch Freiheiten.

Denn was für mich vielleicht wichtiger ist als die tatsächliche Unabhängigkeit ist die gefühlte Freiheit. Ich sehe mich selbst als selbstbestimmte Mutter, die für die Familie da ist und trotzdem eigene Ziele verfolgt. Ich liebe meine Arbeit, meine privaten Projekte und die vielen Freiheiten, die mein Mann mir einräumt. Zum Beispiel jetzt, während ich diesen Beitrag schreibe und er mit den Kindern lautstarke Diskussionen über ein Eis auf unserem Parkett führen muss.


Vielleicht fühle ich mich aber genau deshalb so unabhängig, weil meine Familie mich unabhängig sein lässt. Nicht immer, das will ich auch nicht. Aber immer wieder. Freiheit und Familie sind nicht zwangsweise krasse Gegensätze. Sie können Teil voneinander sein. Man muss sich nicht nur für das eine oder das andere entscheiden. Man sollte sich eher dafür entscheiden, sich ab und an Freiheiten zu nehmen und sich nicht so sehr an den Gedanken festzuklammern, völlig fremdbestimmt zu sein.

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