Diesen Winter feiert Corona eine riesengroße Party. Auf dem roten Teppich findet sich die Prominenz der Infekte. Magen-Darm im grün-braunen Gewand, Bindehaut in Rot, Hand-Mund-Fuß im Polka-Dot-Dress und die fette Erkältung in der Presswurst-Robe. Wir sind natürlich auch eingeladen - trotz Impfung. Und was soll ich sagen… Geht gut ab da, ist trotzdem ne scheiss Veranstaltung. Unter dem Motto „Coro - no“ haben wir die schlechteste Party des Jahres erlebt.
Dabei hatte ich mich zu Beginn der Sause ein bisschen gefreut: Haste Covid und Co, biste erst mal durch damit. Die Kids haben sich die Corona-Impfung gespart, wir können in nächster Zeit mit negativen Testergebnissen rechnen und der Kontakt zu Omas und Opas findet ohne schlechtes Gefühl statt. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, dass eine Erkrankung für meine Familie problematisch würde. Überstanden haben wir die Symptome und den Monat Quarantäne ohne größerer Dramen.
Erschöpfung, Schwindel und Rammdösigkeit
Zwei Monate später machen sich nun aber die Nachwirkungen bemerkbar. Meine Jüngste ist dauerkrank - nach über einem Jahr Hygiene-Regime und Kontakteinschränkung bei einem Kitakind nicht weiter verwunderlich. Meine Mittlere ist schnell erschöpft und braucht mit vier Jahren eigentlich wieder einen Mittagsschlaf. Ich persönlich fühle mich körperlich und geistig eingeschränkt. Mein Duracell-Status liegt bei 73 Prozent.
Die Infekte, allen voran wahrscheinlich Covid, haben ganze Arbeit geleistet. Mein Geruchs- und Geschmackssinn ist noch nicht voll da. Mein Kopf fühlt sich an, als sei er regelmäßig wie in Watte gepackt. Anders als gewohnt kann ich mich heute nur noch auf eine Sache konzentrieren. Job oder Blog - die kreative Kapazität reicht aktuell nur für einen Bereich.
Mein Blutdruck kann locker mit dem meines 7-Jährigen mithalten und ich vergesse Dinge häufiger als jemals zuvor. Doch an was liegt es nun? Ich habe mich gründlich untersuchen lassen. Mit einer ausführlichen Anamnese, einem großen Blutbild und 24 Stunden Langzeit-EKG und -Blutdruck. Die nächtlichen Erschrecker durch die Manschetten-Pusterei haben meinen Puls sicherlich zeitgleich steigen lassen, aber das konnte ich im folgenden Beratungsgespräch mit meiner Ärztin ganz gut erklären.
Long Covid als wahrscheinliche Ursache
Ihr professionelles Urteil zu den Befunden: Gerade der körperliche Einbruch scheine infektbedingt zu sein. Dass Corona dabei der Auslöser sein könnte, sei umso wahrscheinlicher. Hm. Klar lese ich in den Medien viel über Long Covid - doch als Körperklaus fällt es mir schwer, Symptome richtig einzuordnen. Ich wollte mich auch nie dazu hinreißen lassen, dem bösen "C" alle Schuld für meine Befindlichkeiten in die Schuhe zu schieben. Doch jetzt sehe ich das etwas anders.
Vielleicht hat mich Corona in Kombination mit all den anderen Krankheiten nachhaltiger erwischt als gedacht. Zumindest in meinem Kopf scheint das Virus auch nach der Winterparty klammheimlich weiterzufeiern. Deshalb will ich mich von Spezialisten durchleuchten lassen. Glücklicherweise gibt es in meiner Nähe eine Neuro-Covid-Ambulanz. Ein Ort, auf den der Ansturm aktuell um ein Vielfaches stärker ist als auf den Supermarkt vor den Weihnachtsfeiertagen.
Mit einer knackigen Wartezeit von 4 Monaten erhalte ich zunächst ein Kopf-MRT, darauf folgt die Untersuchung in der Ambulanz. Ich bin gespannt, was passiert. Vielleicht einfach gar nichts. Und das wäre natürlich klasse. In der Zwischenzeit hoffe ich aber, dass sich mein Akku von selbst vollständig auflädt. Für das kommende Jahr habe ich mir zumindest vorgenommen, weitere Einladungen von Corona und Co auszuschlagen. Ich vermisse zwar die Partys. Aber die passende Gesellschaft dazu suche ich mir gerne selbst aus.
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