Backen, Basteln, Joggen, Haare schneiden...Wenn du als Elternzeitlerin während einer Pandemie händeringend nach neuen Herausforderungen suchst, musst du kreativ werden, damit mal was richtig Spannendes passiert. Ich habe mich im vergangenen Spätsommer deshalb an ein Tipula-Experiment gewagt und mich einer kurzen, aber dafür äusserst intensiven Labortätigkeit gewidmet.
Diese Labortätigkeit verdanke ich einer drei Tage währenden, wimmelnden, schwarzen Wolke hypersexueller Tipula. Das ist die gemeine Wiesenschnake, die im September völlig wild in der Öffentlichkeit tindert, sich an Hauswänden, am Auto, im Garten und - voll gemein - im Briefkasten vergnügt und auf unserem Rasen direkt viele, sehr viele Babys macht. Als entrüstete Nachbarn haben wir uns in meinem Wohngebiet zusammen getan und wollten der Tipula so richtig heftig in die Parade regnen.
Die 50.000.000-Würmer-Suppe
Und zwar mit Nematoden. Das sind kleine Würmer, die man mit bloßem Auge nicht sieht, und die man mit Wasser zum Leben wiedererweckt. Das ist ein bisschen so wie damals mit den Urzeitkrebsen in der Yps. Ich bin ja bei allem sehr skeptisch, das ich nicht sehen kann. Kann ja jeder behaupten, dass in der 50 Euro teuren Verpackung 50 Millionen Würmer wie Jesus auf ihre Wiederauferstehung warten. Deshalb habe ich mir ein Mikroskop geschnappt und die vermeintliche Nematoden-Suppe unter die Lupe genommen.
Böh, da gabs erst mal ne ganze Zeit lang gar nix zu sehen. Hier mal nen Bläschen, da mal ein Staubteilchen. Dann etwas, das aussah wie ein Kaffeefleck...weil ich ich mit dem Objektiv ein bisschen über den Glasträger hinaus gekommen bin. Und dann...volle Möhre mit der Lupe draufgehalten: kleine, wimmelnde Würmchen, die sich - so plötzlich wieder am Leben - aufgeregt gefragt haben müssen, in welchem Jahr sie denn gelandet sind.
Ich habe mich so gefreut, dass ich die kleinen Zombie-Würmchen direkt mit einer Gießkanne draussen auf den Tipula-Nachwuchs gekippt habe. Ich bin gespannt, wer den Kampf der Mini-Titanen gewonnen hat. Denn spätestens im kommenden Spätsommer wird sich zeigen, ob die neue Tinder-Gemeinschaft ihren Eltern nacheifert und in unserem Wohngebiet Oktoberfest feiern wird.
Es gibt zuhause so viel mehr zu entdecken als übervolle Wäschekörbe
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, womit ich mit meiner detailfreudigen, wissenschaftlichen Mini-Studie eigentlich hinaus will. Nun, um den Bogen zu spannen: Es gibt immer eine Möglichkeit, der Langeweile ein Schnippchen zu schlagen. Denn auch, wenn der persönliche Bewegungsradius gerade sehr eingeschränkt ist, gibt es zuhause so viel mehr zu entdecken als übervolle Wäschekörbe. Man muss nur mal alles genau unter die Lupe nehmen und zur Abwechslung den ganz kleinen Dingen Bedeutung beimessen.
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