Mein Mann und ich haben die langen und weiligen letzten Monate dazu genutzt, um einige Sanierungen in Angriff zu nehmen. Während es bei mir in erster Linie um eine glabella-regionale Gesichtsstrategie mit Botox geht, möchte mein Mann untenrum, also im Keller, auffrischen. In diesem Zusammenhang hat er sich eingehend mit dem Thema der klumpenfreien Verarbeitung von Kalkputzglätte beschäftigt.
Ich wiederum, völlig vereinnahmt von der äusserst zeitaufwendigen botulinen Wissenschaft, wollte nun ungern den Eindruck vermitteln, dass ich dem Projekt meines Mannes zu wenig Respekt entgegenbringe. Ganz ehrlich: Ich bin froh und dankbar, dass da unten endlich mal wieder Leben einkehrt und sich mein Mann da so aufopferungsvoll drum kümmert. Aber nachdem er es innerhalb von zehn Minuten geschafft hatte, das grausame Wort “Kalkputzglätte” etwa 37 Mal in seinen Ausführungen zur klumpenfreien Verarbeitung zu erwähnen, musste ich ganz fix auf eine nicht-invasive Gesichtsstrategie zurückgreifen.
Die physische Präsenz bringt mich zum Ausrasten!
Also habe ich mein völlig interessiertes Gesicht aufgesetzt, bei Sprechpausen ab und zu ein “Ah!” eingebaut und in Gedanken meine 42 Nagellacke nach Farben sortiert. Andernfalls wäre ich auch jedes Mal beim Wort “Kalkputzglätte” zusammengezuckt. Ich meine, hey...sprich das Wort “Kalkputzglätte” doch mal laut aus. Der Begriff ist nicht nur sperrig, er hat auch so eine fiese.Betonung.der.einzelnen.Silben. Und auch die physische Präsenz bringt mich zum Ausrasten. Denn nachdem mein Mann die 36 Säcke “Kalkputzglätte” im Keller wie eine Mauer um meine Bionade Holunder herum gebaut hatte, ist jetzt, 35,5 Säcke Kalkputzglätte weniger IMMERNOCH ein halber Sack übrig. Und der liegt nun seit mehreren Wochen nutzlos und traurig mitten in einem sonst leeren Kellerraum.
Da habe ich mir gedacht: Was solls. Wenn sie denn wenigstens GLÄTTET, kann man ja auch mal ausprobieren, an welchen Stellen sie das denn so tut.
Da ich nicht genau weiss, was mein Mann da unten im Keller mit der Kalkputzglätte gemacht hat, habe ich mir mal kurz die Beschreibung auf der übrig gebliebenen Hälfte des Kalkputzglätte-Sacks durchgelesen. Ich habe mich dann dabei gefragt, wieso mein Mann aus der Verarbeitung so eine Wissenschaft gemacht hat. Man kippt einfach ein bisschen Wasser ins Pulver und hat dann einen prima Kalkputzglätte-Brei.
Konsistenz und Farbe von teurem Ton-Peeling.
Die Konsistenz und auch die Farbe haben dann auch tatsächlich etwas von einem teuren Ton-Peeling und ich war durchaus versucht, mir die Glätte auf meine Glabella zu spachteln. Aber da ja jede OK!-Leserin weiss, dass man auf neue Beautymaßnahmen ganz schnell allergisch reagieren kann, habe ich stattdessen versucht, mit der Masse eine Kugel zu formen. Einfach, um zu gucken, ob die Kalkputzglätte auch “rund” kann.
Was soll ich sagen, die Kalkputzglätte kann das NICHT. Aber nach einigen Versuchen habe ich es zumindest geschafft, den halben Sack leer zu kriegen und nach der Entsorgung die Mülltonne einzubetonieren. Hätte ich meinem Mann einfach nur zugehört, hätte ich wohl mitgekriegt, dass Kalkputzglätte eine Art Mörtel ist und ziemlich heftig fest wird. Glücklicherweise hat es unsere Tonne überlebt und ich habe die Ansage meines Mannes wie eine Frau ertragen. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass das Thema “Kalkputzglätte” damit endlich vom Tisch ist und ich mir dieses Unwort nie wieder anhören muss.
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