Wenn mein Mann und ich die Fenster schliessen und unsere Kinder in das von den Nachbarn am weitesten entfernte Zimmer stecken, dann ist es wieder so weit: Geschrei, Gebrüll, neu gelernte Schimpfwörter in glasklarer Akustik, pfeilschnell fliegendes Spielzeug und 25 cm grosse Tränenpfützen. Meine beiden Grossen sind sich dabei so ähnlich - ich überlege, ob diese schalltragenden Tiraden genetisch bedingt sind oder ob das einfach normal ist.
Denn natürlich vergleicht die Mutti ihren Nachwuchs mit anderen Kindern. Das sind dann diejenigen, die still sitzen, unaufgefordert teilen, Höflichkeiten austauschen und - jetzt kommt‘s - freiwillig AUFRÄUMEN. Ich musste meinem Grossen in der dritten Schwangerschaft für Fuss-Massagen 50 Cent pro 20 Sekunden zahlen. Und meine Mittlere tut seit eineinhalb Jahren so, als ob sie mich nicht richtig versteht.
Woran liegt es nun, dass andere Kinder so nett sind und ohne zu Murren den gefüllten Sonntagsbraten mit Broccoli und Mandelplättchen bis zum letzten Bissen am Tisch geniessen? Mein Mann und ich kochen doch gut, zeigen den Kindern auf den Feldern wo Herr Broccoli zuhause ist und sind generell liebevoll-konsequent bei mässigem Fernseh-Einsatz. Bis heute hat es Herr Broccoli nicht bis zum Mund geschafft, denn jener ist zu sehr damit beschäftigt, sich lautstark über die eklig platten Nüsse zu beschweren.
Wenn es also nix mit der Erziehung zu tun hat, wer ist dann schuld? Als ehemalige Bio-Leistungskurslerin habe ich mich also mit der Genetik auseinandergesetzt. Damit ich hier auch wissenschaftlich fundiert berichten kann, habe ich zur Sicherheit noch mal gegooglet und den Aufbau unserer DNA neu interpretiert. Diese besteht in Wirklichkeit nämlich aus (A) wie Adenin, (C) wie Cytosin, (G) wie Guanin und - aufgepasst - (T) wie Terror. Spätestens seit Spiderman wissen wir ja alle, wie so ein DNA-Strang mit diesen vier verschiedenen Farben aussieht. Und genau wie bei Peter Parker hat sich das rote (T), ebenso wie das Spinnen-Gen, einfach gegen alles andere durchgesetzt.
Ich will jetzt auch nicht allzu technisch werden, aber ich werde die, wie ich finde, gut durchdachte Erklärung weiter prüfen. Denn meine Hoffnung liegt in unserem jüngsten Spross. Insgeheim hoffe ich ja, dass sie vom roten „T“ verschont bleibt. „Die Kleine wird anders“, klopfe ich meinem Mann abends ganz oft relativ kraftlos auf die Schulter. Genauso oft gucken wir uns dann aber an und wissen beide, ohne es aussprechen zu müssen: never ever.
Diese Family Story erschien ursprünglich als Gastbeitrag auf lifeitself.de
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